Herr Doktor, der Patient korkt!

Herr Doktor, der Patient korkt!

„Herr Doktor, der Patient korkt…

Papperlapapp, das kann gar nicht sein, er hat gar keinen Korken!“

Weinfehler sind der natürliche Feind des Weingenießers. Manche betreffen eine einzelne Flasche (zum Beispiel, wenn der Wein korkt), manche betreffen die ganze Charge.

Weinfehler sind ein Drama und so gar nicht lustig. Da legt man sich einen Wein in den Keller, lässt ihn reifen, freut sich jahrelang darauf und dann, wenn man ihn endlich feierlich köpft, entpuppt er sich als Spielverderber.

Wer noch nie bewusst einen Wein mit einem Weinfehler getrunken hat, dem kann ein fehlerhafter Wein auch einfach als ‚nicht so lecker‘ erscheinen, denn beileibe nicht alle Weinfehler machen den Tropfen ungenießbar. Auch haben Weintrinker unterschiedlich hohe Empfindlichkeiten, was Weinfehler angeht. Bestes Beispiel ist die Benzolnote im Riesling. Es ist kein Ausdruck von Weinkennerschaft auf kleinste Mängel zu reagieren und wer einen Weinfehler nicht sofort entdeckt, ist kein völliger Laie.

Der Wein „korkt“ – das Drama: Kork/TCA-Verseuchung

Eine wichtige Erkenntnis: Auch Weine ohne Korkverschluss können „korken“ oder einen „Kork(schmecker)“ haben – deshalb sprechen Weinkenner eher von einer TCA-Verseuchung. TCA ist die Abkürzung für 2,4,6-Trichloranisol und ist ein chlorhaltiger, aromatischer Kohlenwasserstoff von intensiv schimmlig-muffigem Geruch bis hin zu scharfem Eigengeschmack, je nach Konzentration.

Jeder von uns hatte schon einmal ein schimmeliges Blatt Papier in den Fingern. Auch bei diesem Befall entsteht 2,4,6-Trichlosanisol. Die häufigste Ursache für TCA besteht in der Verwendung von chlorhaltigen Reinigungsmitteln und PCP-behandelten Holz.

Über den Korken gelangt TCA letztlich in den Wein und ruiniert diesen.

Ein Test des Korkens auf TCA gelingt nicht zerstörungsfrei, weswegen es keine garantiert-geprüften TCA freien Korken gibt. Der DIAM*-Korken ist garantiert unbelastet, besteht aber aus gereinigtem Korkgranulat, enthält also Bindemittel, die eventuell die Haltbarkeit negativ beeinflussen. Die Akzeptanz dieses Ersatz-Stopfens in der Weinwelt ist eingeschränkt. Jedoch verwendet DIAM*-Bouchage neuerdings Bienenwachs und hat nun auch einen zertifizierten Korken mit biobasiertem Bindemittel entwickelt, für das jahrelang geforscht wurde. Es tut sich was, man darf gespannt sein.

Neben TCA kann auch der nahe Verwandte 2,4,6-Tribromanisol (TBA) ganz ähnlich verheerende Wirkung auf Wein haben. TBA ist Bestandteil in Farbstoffen und vieler Flammschutzmittel. Bauholz kann mit TCA oder TBA belastet sein, Euro-Paletten sind regelmäßig damit imprägniert, Pappkartons ebenfalls.

Und so kam es tatsächlich zu folgendem Zwischenfall: Ein Hersteller von Schraubverschlüssen hatte eine Ladung an Einlegeplättchen für seine Schraubdeckel (siehe Abb.) auf einer stark TCA-verseuchten Palette gelagert und die Partie war feucht geworden. Das TCA kroch von unten nach oben durch die Kartons und verseuchte einen Großteil des Inhalts. Die Plättchen kamen zum Einsatz und Tausende mit Schraubdeckel verschlossene Flaschen erlitten einen "Korkschmecker" - so ganz ohne einen Korken.

Auch so mancher Keller musste in der Vergangenheit nach gerade erfolgter Renovierung wieder renoviert werden, weil der erste Jahrgang aus dem neuen Gewölbe auf einmal eine hohe Quote an Korkschmeckern aufwies, da verarbeitete Materialien TCA oder TBA freisetzten.

Doch Panik ist nicht angesagt! Obwohl Weinfehler niemals völlig auszuschließen sind, ist ihr Auftreten eher die Ausnahme als die Regel. 

 

*DIAM-Bouchage aus Frankreich: Das DIAMANT®-Verfahren sorgt durch die Verwendung von überkritischem CO2 mit differenziertem Druck für eine gründliche Reinigung des Korkens. Dieser auf dem Markt noch immer einzigartige Prozess beseitigt sämtliche TCA-Partikel, die für den Korkgeschmack verantwortlich sind (TCA relargable ≤ 0.3 ng/l). Es garantiert eine unübertroffene sensorische Neutralität für jeden einzelnen Korken.

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