Flüssige Sonne aus dem Atlantik: Madeira

Flüssige Sonne aus dem Atlantik: Madeira

Was verbindet uns mit Madeira?

NEEEIIIINNNN! 

Es ist nicht Fußballgott Cristiano Ronaldo, der auf der einzigartigen portugiesischen Insel im Atlantik geboren und aufgewachsen ist – obwohl meine Frau ein großer Fan von ihm ist… :)

Es ist der nicht minder außergewöhnliche Wein, der den Namen dieser Insel trägt und neben Port und Sherry zu einem der ganz großen Dessertweine der Welt gehört. 

Genauer gesagt handelt es sich beim Madeira um einen Likörwein, also einen aufgespriteten, d.h. mit Branntwein angereicherten Wein. Dessen Alkoholgehalt liegt je nach Sorte zwischen 17 und 22 Vol.-%. Dem Sherry nicht ganz unähnlich ist der Madeira ein „teiloxidierter“ Wein, der durch spezielle Verfahren besonders lange haltbar gemacht wird. Andere, unerwünscht oxidierte Weine werden gerne häufig als „madeirisiert“ bezeichnet.

Der Madeirawein entstand eher zufällig. Nachdem der Gärprozess ähnlich wie beim Portwein der besseren Haltbarkeit wegen mit 96 Vol.-%. reinem Alkohol abgebrochen wurde, berichteten Seeleute, dass der Wein nach dem Transport durch die Tropen den Geschmack zum Positiven änderte. Dieser Transport wurde fortan gezielt durchgeführt. Ausgewählte Weine in relativ kleinen Fässern machten die sogenannte Torna viagem, die Schiffsreise in die portugiesischen Überseeprovinzen durch, wodurch der Reifungsprozess, die sogenannte Madeirisierung, besonders unterstützt wurde. Die Schiffsreise wurde später (bis heute) durch drei- bis fünfmonatige Lagerung bei 45 °C bis 75 °C ersetzt. 

Heute sind diese beiden Methoden üblich:

Die klassische, mindestens zwei Jahre dauernde Canteiro-Methode, bei der der aufgespritete Jungmadeira im Holzfass unter dem Dach der Adega auf natürliche Art und Weise dem karamellisierenden Effekt der Hitze ausgesetzt wird, ist heute aus wirtschaftlichen Gründen sehr selten geworden. Der Volumenverlust von rund drei Prozent pro Jahr im Holzfass führt über die oft jahrzehntelange Reifelagerung zu erheblichen Kosten gegenüber der schnellen, verlustfreien Erhitzung im Betontank der großen Erzeuger. Die Canteiro-Weine dürfen frühestens nach drei Jahren in den Handel kommen, gerechnet ab dem 1. Januar des auf die Weinlese folgenden Jahres. Diese sehr aufwändige Methode ist heute größtenteils verschwunden.

Die mindestens 3-monatige Estufagem-Methode, bei der der Wein in Edelstahlbehältern durch ein spiralförmiges Röhrensystem auf 45 bis 50°C erhitzt wird. Danach erhält der Wein eine 3-monatige Ruhepause, die sogenannte Estágio. Die Weine dürfen erst nach dem 31. Oktober des übernächsten Jahres nach der Weinlese in Flaschen abgefüllt und in den Handel gebracht werden.

Kurzum: Wer nach einem Wein sucht, den man nach dem Öffnen vergessen hat. Dann ihn zufällig nach Wochen (oder Monaten) findet, natürlich stehend. Und der dann komischerweise immer noch super schmeckt... quasi der Kaktus unter den Weinen - dann ist der Madeira unbedingt die richtige Wahl!

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